25.03.2010
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Einleitung: 

Präsident Obama erhielt 2009 den Friedensnobelpreis, während er gleichzeitig den Krieg in Afghanistan und Pakistan eskalierte. Ein paar Tage nach seiner Nobelpreisrede in Stockholm ging er nach Kopenhagen und bot nicht mehr an als eine Treibhausgas-Reduktion von vier Prozent bis 2020. Wissenschaftler sprechen von 40 Prozent, die nötig wären. Viele Analysten sagen, dass das schwache Angebot der USA der Hauptgrund war für das Scheitern der Klimaverhandlungen. Was ist aus Obamas versprochenem “Change” geworden? Und was sind die Gründe dafür, dass er die Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt?

Gäste: 

Noam Chomsky, Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge/USA und politischer Aktivist

Transkript: 

Fabian Scheidler: Präsident Obama erhielt 2009 den Friedensnobelpreis, während er gleichzeitig den Krieg in Afghanistan und Pakistan eskalierte. Ein paar Tage nach seiner Nobelpreisrede in Stockholm ging er nach Kopenhagen und bot nicht mehr an als eine Treibhausgas-Reduktion von vier Prozent bis 2020. Wissenschaftler sprechen von 40 Prozent, die nötig wären. Viele Analysten sagen, dass das schwache Angebot der USA der Hauptgrund war für das Scheitern der Klimaverhandlungen. Was ist aus Obamas versprochenem “Change” geworden? Und was sind die Gründe dafür, dass er die Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt?

Noam Chomsky: Die Frage zielt weniger auf Obama als auf die Erwartungen. Sie basierten auf nichts. Ich bin einer der wenigen, die nicht desillusioniert sind, da ich keine Erwaruntungen hatte. Ich habe über seine bisherigen politischen Positionen und Erfolgsaussichten noch vor Beginn der Kampagne geschrieben. Ich schaute einfach auf seine Website. Es war ziemlich klar, dass er ein normaler, gemäßigter Demokrat ist im Stil von Bill Clinton. Er hat niemals vorgegeben, etwas anderes zu sein.Sicher, es gab viel Rhetorik über Hoffnung und Wandel. Aber das funktionierte wie ein unbeschriebenes Blatt. Man konnte darauf schreiben, was man wollte. Obama ist jemand, der sehr persönlich wirkt, und die Menschen waren verzweifelt auf der Suche nach ein wenig Hoffnung. Daher griffen sie danach. Aber es gab keine Basis für irgendwelche Erwartungen. Obama erhielt einen Preis der Werbeindustrie für die beste Marketing-Kampagne 2008. Er schlug damals die Kampagne von Apple. Die Leute von der Obama-Kampagne wußten, was sie taten. Es war eine sehr erfolgreiche Marketing-Kampagne. Aber wie alle Marketing-Kampagnen nimmt man sie nicht ernst. Wenn man sich die tatsächliche Substanz anschaut, dann hatte man keinen Grund für Erwarungen. Was dann politisch passierte von Seiten der Obama-Administration liegt so ziemlich auf einer Linie mit dem, was man vorhersagen konnte, sowohl in innenpolitischen als auch außenpolitischen Fragen.