02.12.2021
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Einleitung: 

David Goeßmann interviewt Amalia Vargas von Minga Indigenas, einer Gruppe indigener Stämme Amerikas, die die Rechte indigener Völker auf der COP26 in Glasgow vertritt. Vargas kritisiert, dass die Regierungen immer noch nicht auf die indigenen Völker hören, die fordern, dass die Natur respektiert werden muss. Wenn die Staaten die Umwelt weiterhin so zerstören, wie sie es bisher getan haben, werden auch die Menschen im Globalen Norden bald keinen funktionieren Planeten mehr haben, auf dem sie leben können. Die indigenen Völker verlieren schon jetzt ihren Lebensraum, der durch die Erderhitzung, schmelzende Gletscher, eine schwindende Ozonschicht und Umweltverschmutzungen von Bergbauunternehmen zerstört wird.

Gäste: 

Amalia Vargas, Umweltaktivistin von Minga Indigenas, einer Gruppe indigener Stämme Amerikas

Transkript: 

David Goeßmann: Können Sie sich kurz vorstellen.

Amalia Vargas: Ich bin Amalia Vargas und gehöre zu den Quechua.

David Goeßmann: Woher kommen Sie genau?

Amalia Vargas: Aus dem Norden Argentiniens, den Anden.

David Goeßmann: Warum sind Sie hier in Glasgow auf dem Klimagipfel?

Amalia Vargas: Ich bin hier, weil ich dazu beitragen will, die über 40 indigenen Völker Argentiniens zusammen mit den Minga auf dem Klimagipfel zu vertreten. Wir freuen uns, dass wir einen Ort haben, uns hier zu treffen und miteinander auszutauschen. Aber wir sind frustriert, weil die Politiker uns nicht zuhören.

David Goeßmann: Warum hören Sie Ihnen nicht zu? Amalia Vargas: Politiker denken nur darüber nach, wie man Geld machen und Reichtum vermehren kann. Indigene Gruppen stellen für sie eine Gefahr dar, weil sie es schwerer machen, einfach Gewinne zu machen. Die Politiker werden am Ende aber erkennen müssen, dass sie ihren eigenen Reichtum verlieren werden, der in der Natur liegt. Sie brauchen die Natur.

David Goeßmann: Wie ist Ihre Region von der Klimakrise betroffen.

Amalia Vargas: In der Gegend, wo ich lebe, gibt es große Lithium-Vorkommen. Lithium ist in sehr vielen technischen Geräten wie Kameras, Laptops, Handys und so weiter vorhanden. Es ist das Gold des 21. Jahrhunderts. Deswegen verschmutzen sie bei der Suche und Extraktion der Rohstoffe unsere Natur, unser Wasser. Sie töten die Tiere und sie nehmen uns unser Territorium weg.

David Goeßmann: Wie erleben Sie die Erderhitzung und ihre Folgen. Es gibt ja bereits Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen. Die Gletscher schmelzen.

Amalia Vargas: Wir leben in den Anden, mehr oder weniger 3.800 Meter über dem Meeresspiegel. Andere Gemeinschaften leben noch höher, über 5000 Meter. Unsere Gletscher schmelzen dahin. Daher gibt es immer wieder Überschwemmungen, ganze Orte werden überflutet, das vernichtet auch unseren Baumbestand. Es wird eine Zeit kommen, in der das Land austrocknet, weil wir kein Eis auf den Bergen mehr haben werden, von dem wir unser Wasser erhalten. Das Wasser ist zudem jetzt schon kontaminiert, es ist also nicht mehr geschützt und heilig. Wir und die Tiere können es nicht mehr trinken. Ich möchte betonen, dass diese Zerstörung von Menschen verursacht wird. Es ist ihre Schuld. Wir sollten uns darüber im Klaren sein. Mit dem Wasser verlieren wir auch unsere Bäume, unsere Wälder. Wir verlieren Heilpflanzen, die wir für unsere Medizin verwenden. Auch die Vögel verschwinden, Bienen sterben und das Ökosystem wird zerstört. Damit verschwindet zugleich die männliche und weibliche Energie in der Natur, die sie gedeihen lässt. Die Auswirkungen schädigen uns also schwer und lassen die Biodiversität schrumpfen. Unsere Umwelt ist zunehmend kaputt und verschmutzt.

David Goeßmann: Was sind insbesondere die Auswirkungen des Klimawandels auf die Frauen?

Amalia Vargas: Die Frauen bekommen öfter Krebs und sind krank. Der Klimawandel, das Schwinden der Ozonschicht, die Umweltverschmutzung: all das wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus. Wir haben Blei im Blut. Denn es werden Chemikalien von den Bergbauunternehmen in die Flüsse geleitet. Das macht uns krank.