05.12.2012
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Einleitung: 

Das Kyoto-Protokoll ist bisher die einzige verbindliche Regelung für die Reduktion von CO2-Emissionen. Doch seit dem Beschluss von 1997 sind die weltweiten Emissionen um 40 Prozent gestiegen. Auf der bereits 18. UN-Klimakonferenz in Katar wird zudem nicht mit einem Kyoto-Folgeabkommen gerechnet. "Kopenhagen, Durban und die anderen Klimakonferenzen zeigen, dass sich auf internationaler Ebene nicht allzu viel bewegt, solange es nicht gelingt, die nationalen Regierungen aus dem Würgegriff der fossilen Brennstoffindustrie zu befreien", sagt Bill McKibben. Die Regierungen zahlen jedes Jahr rund 1 Billion Dollar Steuergelder an große Öl- und Kohleunternehmen. Diese Subventionen seien eine Unverschämtheit, sie müssen beendet werden, fordert McKibben.

Gäste: 

Bill McKibben: Umweltjournalist und -aktivist, Gründer der Klimabewegung 350.org, Autor von "Das Ende der Natur", Middlebury, USA

Transkript: 

David Goeßmann: Sie verließen die Rio plus 20 Konferenz aus Protest. Die Macht der Brennstoffindustrie verhinderte jede Initiative, die rund 1 Trillionen Dollar an Subventionen für diese Industrie zu reduzieren.

Bill McKibben: Sehen Sie, die fossile Brennstoffindustrie ist die mächtigste und reichste Industrie auf dieser Erde. Exxon hat mehr Geld verdient als jedes andere Unternehmen in der Geschichte. Und dafür kann man sich sehr viel kaufen. Man kann sich damit auch das Recht kaufen, von der Regierung Geschenke zu erhalten. Unser Senator in Vermont, Bernie Sanders, einer der wichtigsten Dissidenten in den gesamten USA, hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die 113 Milliarden Dollar an Subventionen für die fossile Brennstoffindustrie kürzen würde. Geld, das von der US-Bundesregierung regelmäßig gezahlt wird. Diese enormen Zahlungen alleine sind schon skandalös. Doch diese Leute ruinieren auch noch den Planeten. Es ist der reichste Industriezweig der Welt, sie brauchen nicht noch mehr Geld. Aber dass die Brennstoffindustrie für die Klimazerstörung auch noch einen Leistungsbonus gezahlt erhält, ist eine ungeheure Unverschämtheit. Das Kräftemessen wird sehr schwer, aber wir werden es versuchen.

David Goeßmann: Ist der internationale Klimaprozess tot – schaut man nach Kopenhagen und Durban?

Bill McKibben: Kopenhagen, Durban und die anderen Klimakonferenzen zeigen, dass sich auf internationaler Ebene nicht allzu viel bewegt, solange es nicht gelingt, die nationalen Regierungen aus dem Würgegriff der fossilen Brennstoffindustrie zu befreien. Es ist wichtig, dass einige Leute versuchen, den Prozess am Leben zu erhalten - diese internationale Architektur werden wir eines Tages brauchen - aber Kopenhagen sollte jeden vom Irrtum befreit haben, dass durch Verhandlungen das eigentliche Problem gelöst wird. Das Problem wird gelöst, wenn wir der Industrie die Stirn bieten.