Bill McKibben: Umweltjournalist und -aktivist, Gründer der Klimabewegung 350.org, Autor von "Das Ende der Natur", Middlebury, USA
Während die USA dieses Jahr Hitzerekorde, Dürren und beispiellose Hurrikans wie Sandy erlebten, prognostiziert Bill McKibben bis zum Ende des Jahrhunderts weitere drastische Schäden durch den voranschreitenden Klimawandel. Die Frage sei nur noch, wie groß der Schaden sei. In einem weit verbreiteten Rolling-Stone-Artikel rechnete McKibben zudem vor, dass die fossile Brennstoffindustrie 2800 Gigatonnen Kohlendioxid in Form von Gas, Kohle und Öl in ihren Büchern eingepreist habe und plane sie zu verbrennen. Wenn das geschehe, sei das Ende des Planeten, so wie wir ihn kennen, vorgezeichnet, sagt McKibben. Die globale Klimabewegung 350.org versucht mit einer "Divestment-Kampagne" – wie einst gegen das Apartheidsregime in Südafrika – die Brennstoffindustrie daran zu hindern.
Die kanadischen Ölsande sind die zweitgrößte Kohlenstofflagerstätte der Welt. Würde das gesamte dort abbaubare Öl verbrannt, würde damit mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen als in der bisherigen Menscheitsgeschichte. Bill McKibben von 350.org organsiert gemeinsam mit Naomi Klein und Klimaforscher James Hansen Protestaktionen gegen die Keystone XL Pipeline, die die Ölsande mit den amerikanischen Raffenerien im Süden verbinden soll und damit den Abbau beschleunigen würde. Im letzten Jahr wurden bei einer Aktion zivilen Ungehorsams über 1200 Menschen vor dem Weißen Haus in Washington D.C. festgenommen, die gegen die Pipeline demonstrierten. Die Menschen in den USA seien zunehmend bereit, sich wie in der Bürgerrechtsbewegung mit ihrem Körper gegen die Zerstörung einzusetzen.
Das Kyoto-Protokoll ist bisher die einzige verbindliche Regelung für die Reduktion von CO2-Emissionen. Doch seit dem Beschluss von 1997 sind die weltweiten Emissionen um 40 Prozent gestiegen. Auf der bereits 18. UN-Klimakonferenz in Katar wird zudem nicht mit einem Kyoto-Folgeabkommen gerechnet. "Kopenhagen, Durban und die anderen Klimakonferenzen zeigen, dass sich auf internationaler Ebene nicht allzu viel bewegt, solange es nicht gelingt, die nationalen Regierungen aus dem Würgegriff der fossilen Brennstoffindustrie zu befreien", sagt Bill McKibben. Die Regierungen zahlen jedes Jahr rund 1 Billion Dollar Steuergelder an große Öl- und Kohleunternehmen. Diese Subventionen seien eine Unverschämtheit, sie müssen beendet werden, fordert McKibben.
Mit seiner Blockade der internationalen Klimapolitik, der Erschließung der Arktis für die Ölförderung und der Öffnung des Powder River-Beckens für die Kohleförderung hat US-Präsident Barack Obama seine umweltpolitischen Versprechen nicht eingehalten, resümmiert Bill McKibben. Im US-Wahlkampf spielte Klimawandel zudem keine Rolle. Die fossile Brennstoffindustrie sei inzwischen eine "Schurkenindustrie". Sie schreibe an Umweltgesetzen mit und bezahle Kongressabgeordnete, um die Klimapolitik zu sabotieren und den Klimawandel zu leugnen.