21.01.2022
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Einleitung: 

Die fossilen Plünderungen und der Ölrausch von Konzernen in Afrika halten an: von Uganda bis nach Namibia. Proteste dagegen werden gewaltsam von repressiven Regierungen unterdrückt. Währenddessen wüten Dürren, Überschwemmungen und Zyklone auf dem Kontinent. „Letztlich lassen wir Afrika verbrennen“, sagt Bassey. Beim Klimagipfel in Glasgow (COP26) hat es erneut nur leere Versprechen gegeben. Das Militär wird bei den Verhandlungen weiter als Verschmutzer ausgeklammert, die Finanzindustrie betreibt Greenwashing. Mit falschen Lösungen wie Klimaneutralität oder Kohlenstoffmärkten wird den Leuten Sand in die Augen gestreut, während die „fossile Brennstoffindustrie mit dem Blut und auf den Gräbern der Armen weitermachen kann“. Bassey fordert, dass die Industriestaaten in diesem Jahrzehnt aus der fossilen Energieerzeugung aussteigen und ihre Klimaschulden begleichen. Hoffnung geben ihm die Proteste der jungen Generation. Sie könnte in einigen Jahren „das Spiel komplett verändern“. Am Ende trägt Nnimmo Bassey sein Gedicht „Injury Time“ vor, das er für die COP26 geschrieben und auf einer Demonstration in Glasgow vorgetragen hat.

Gäste: 

Nnimmo Bassey ist ein nigerianischer Dichter und Umweltschützer. Er ist Direktor der Organisation Health of Mother Earth Foundation. Von 1993 bis 2013 war er Leiter von Environmental Rights Action und von 2008 bis 2012 Vorsitzender von Friends of the Earth International. Er ist Träger des Alternativen Nobelpreises. Das Time Magazine wählte ihn 2009 zu einem der Heroes of the Environment („Helden der Umwelt“).

Afrika ist bereits stark betroffen von der Klimakrise, sagt Nnimmo Bassey. Schwere Dürren, Überschwemmungen und Zyklone haben letztes Jahr schwere Schäden angerichtet. Das liegt auch daran, dass die Erderhitzung in Afrika um 50 Prozent höher ist im Vergleich mit dem globalen Durchschnitt. Das heißt: 1,5 Grad bedeuten für Afrika deutlich mehr. „Letztlich lassen wir Afrika damit verbrennen.“ Gleichzeitig werden die Ursachen der Klimakrise in Afrika weiter verstärkt. In Uganda bohren Ölkonzerne nach Öl und exportieren es durch Pipelines in Tansania. Kanadische Unternehmen suchen nach Öl im Okavango-Gebiet, in Botswana und Namibia. Proteste dagegen werden oft gewaltsam unterdrückt. So sind über 1000 Umweltschützer*innen weltweit seit dem Pariser Klimagipfel 2015 getötet worden. Die Täter werden aber nicht belangt. Bassey kritisiert den UN-Klimaprozess, der keine Ergebnisse bringe. Seit Kopenhagen und Paris werden von den Staaten nur freiwillige Selbstverpflichtungen ohne Sanktionsmechanismus angeboten. Auch bei der Frage „Verluste und Schäden“ hat es auf der COP26 keinen Fortschritt gegeben. Die reichen Staaten sind wie zuvor nicht bereit, über ihre Verantwortung zu sprechen. Wenn diese Blockade anhält, sollten sich die armen Länder aus der COP zurückziehen, sagt Bassey.

Die fossile Brennstoffindustrie will im nächsten Jahrzehnt 250 Milliarden US Dollar allein in Afrika investieren. Bis 2050 plant man 1,5 Billionen an Investitionen für die fossile Produktion auf dem Kontinent zu mobilisieren. Das Geld kommt von denselben Finanzunternehmen, die gleichzeitig vorgeben, klimaneutral zu werden. Während die Finanzindustrie täuscht, werden die Treibhausgase des Militärs als einer der größten Klimaverschmutzer bei den Klimaverhandlungen ausgeklammert. Die reichen Länder geben einerseits fast 2 Billionen US-Dollar jedes Jahr für Militär und Kriege aus, die die Widerstandsfähigkeit armer Länder gegenüber der Klimakrise schwächen, versprechen aber andererseits lediglich 100 Milliarden an Klimafinanzierung. Das Militär ist tatsächlich „ein zentraler Sektor, der verhindert, dass wirklich etwas gegen die Klimakrise getan wird.“ Die Industriestaaten müssen in diesem Jahrzehnt das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl einstellen, fordert Bassey. Außerdem sind sie dazu verpflichtet, Reparationen für ihre Klimaschulden an die die armen Länder zu zahlen. Kohlenstoffmärkte oder Experimente mit Geo-Engineering kritisiert Bassey als falsche Lösungen, die das Problem in die Zukunft schieben. Hoffnung gibt ihm die junge Generation, die sich an die Spitze der Klimabewegung gesetzt hat. Sie könnte in den nächsten Jahren die Lage vollkommen verändern.

Am Ende trägt Nnimmo Bassey sein Gedicht „Injury Time“ Kontext TV vor, das er für die COP26 geschrieben und auf einer Demonstration in Glasgow vorgetragen hat. Die Rezitation ist mit deutschem Voice Over versehen. Zur englischen Originalversion gelangen Sie über den Button „English“ unter dem Hauptvideo der Bassey-Sendung oder über die englische Version der Kontext-TV-Homepage.