Angesichts des Klimawandels und der stetig steigenden CO2-Emissionen erhält die Idee der "nicht-verwertbaren fossilen Brennstoffe" immer mehr Relevanz. Öl, Kohle und Gas sollen danach im Boden bleiben, so eine zentrale Forderung von Klimabewegungen und einigen südamerikanischen Regierungen. Ecuador bot z.B. an, große Ölvorkommen im Yasuni-Nationalpark im Boden zu lassen, die Realisierung scheiterte jedoch an der fehlenden finanziellen Kompensation durch die Industrieländer. Der Kampf, die fossilen Brennstoffe im Boden zu lassen, müsse weitergehen, z.B. im Fall der deutschen Braunkohlevorkommen am Rhein oder beim Fracking, so Joan Martinez-Alier. "Wir brauchen einen dauerhaften Widerstand, insbesondere an den Tatorten der Klimaverbrechen. Jedes Kohlekraftwerk ist ein Tatort, jedes Kohlebergwerk und jedes Ölfeld", sagt Nnimmo Bassey, der für seinen Kampf gegen die Umweltverbrechen von Shell in Nigeria mit dem "Alternativen Nobelpreis" ausgezeichnet wurde.
Joan Martinez-Alier: Viele gute Ideen kommen übrigens aus dem Globalen Süden. Ich will ein Beispiel nennen: In Ecuador haben die Menschen den Begriff des nicht-verwertbaren Erdöls entwickelt, es soll im Boden bleiben, anstatt verbrannt zu werden. Über diese »unburnable fuels« hat letztens sogar die Zeitschrift The Economist berichtet. Wenn wir Kohle, Gas und Erdöl mit dem gleichen Tempo wie heute verbrennen, werden wir den CO2-Ausstoß rasant steigern und den Klimawandel beschleunigen. Die Idee der nichtverwertbaren fossilen Bodenschätze, so wie sie sich in Ecuador oder Nigeria verbreitet, ist auch hier in Deutschland nötig: Hier am Rhein, in der Nähe von Köln, gibt es noch große Braunkohlevorkommen. Oder nehmen sie die Debatten über das Fracking. Überall auf der Welt wehren Menschen sich gegen die Zerstörung der Umwelt, weil die Methoden zur Rohstoffgewinnung immer brutaler werden: In Spanien, auf Mallorca und den Kanarischen Inseln protestieren die Menschen gegen Probebohrungen. Auf den Lofoten in Norwegen gibt es eine Bewegung dafür, die Bodenschätze im Boden zu behalten. Daneben gibt es eine Menge von praktischen, lokalen Initiativen.
Nnimmo Bassey: Wir brauchen einen ständigen Widerstand, insbesondere an den Klimatatorten, wie ich schon sagte. Die sind ja leicht auszumachen. Jedes Kohlekraftwerk ist ein Tatort. Ebenso jedes Kohlebergwerk und jedes Ölfeld. Wir müssen unsere Aktionen verstärken, um die Welt von ihrem klimaschädlichen Kurs abzubringen, das heißt auch vom Überkonsum. Und wir müssen unsere Staatenlenker mit Nachdruck zum Klimaschutz bewegen. Natürlich sollten wir auch politische Hebel nutzen. Mehr Aktivisten sollten sich direkt in der Politik engagieren, denn wenn sie die Lösung haben, wenn sie wissen, was richtig und falsch ist, sollten sie auch die Macht haben, diese Ideen umzusetzen.