21.02.2013
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Chris Hedges, Journalist, Pulitzer-Preisträger, Wissenschaftler am The Nation Institute, bis 2003  Büroleiter für den Mittleren Osten der New York Times, Buchautor (zuletzt "Days of Destruction, Days of Revolt")

In seinem Buch "Days of Destruction, Days of Revolt" beschreibt Chris Hedges "geopferte Zonen" in den USA, die einer schrankenlosen ökonomischen Ausbeutung unterworfen werden: ehemalige Industriestädte wie Camden in New Jersey, das heute zu den ärmsten und gewalttätigsten Städten des Landes gehört, oder die Kohleminen von West Virginia, wo Landschaft und Gemeinden gleichermaßen verwüstet werden. Die liberalen Institutionen, darunter die Demokratische Partei, hätten die Interessen der Bevölkerung verraten und an Unternehmensinteressen verkauft. Die Clinton-Regierung sei besonders für die Deregulierung der Finanzmärkte, den Verkauf von öffentlichen Fernsehfrequenzen an private Konzerne und die nordamerikanische Freihandelszone (NAFTA) verantwortlich - "den größten Angriff auf Arbeiterinteressen seit 1948". Weitere Revolten wie die Occupy-Bewegung seien zu erwarten.

Vom Völkermord an den amerikanischen Ersteinwohnern (Native Americans) über die Sklaverei bis zu den imperialen Kriegen in Irak und Afghanistan ziehe sich eine Spur der Gewalt durch die amerikanische Geschichte. Doch im nationalen Mythos der USA hätten diese dunklen Seiten der Geschichte keinen Platz. Die Native Americans seien heute noch immer marginalisiert, mit Lebenserwartungen von zum Teil nur 48 Jahren – die niedgriste Lebenserwartung in Industrieländern. Das Gefängnissystem der USA, das mit  2,2 Millionen Inhaftierten – die meisten davon Afroamerikaner und Menschen lateinamerikanischer Herkunft – neben Russland die höchste Inhaftierungsrate der Welt aufweist, diene dazu, die potentiell rebellische Klasse der Schwarzen, die Jahrhunderte von weißer Vorherrrschaft erlebt hatten, zu brechen.

Die Beschneidung der Bürgerrechte unter Präsident Obama sei noch extremer als unter George W. Bush, so Chris Hedges. Mit der Ausweitung der Drohnenangriffe und den "Kill Lists" des Präsidenten könnten nun auch US-Bürger ohne Gerichtsverfahren getötet werden. Das Spionagegesetz werde benutzt, um unbequeme Whistleblower, die auf Missstände aufmerksam machen, aus dem Verkehr zu ziehen, wie zuletzt den ehemaligen CIA-Mitarbeiter Kiriakou, der zu 30 Monaten Haft verurteilt wurde, weil er Kriegsverbrechen offenlegte. Unter dem "National Defense Authorization Act" können Bürger ohne Gerichtsverfahren unbefristet gefangen gehalten werden. Nicht zuletzt weil dieses Gesetz auch Journalisten betrifft, hat Hedges die Obama-Regierung verklagt - und in erster Instanz Recht bekommen.