20.06.2013
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Ugo Bardi, Professor für physikalische Chemie an der Universität Florenz, Autor des Berichts an den Club of Rome "Der geplünderte Planet"

Mehr als 40 Jahre nach dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ stellte der Club of Rome nun seinen neuen Bericht vor: „Der geplünderte Planet“. Autor Ugo Bardi erläutert im Kontext-TV-Interview, welche Folgen der Raubbau an der Erde hat und warum es in den kommenden Jahrzehnten zu Ressourcen-Knappheiten kommen wird. Neben Öl könnte es auch bei Uran und Kupfer bald zu Engpässen kommen. Noch gravierender aber  sind laut Bardi die Umweltfolgen des Raubbaus: Radioaktive Materialien und Schwermetalle vergiften die Erde, der wachsende CO2-Ausstoß führt zu einem katastrophalen Klimawandel.

Seit Jahren stagniert die Ölförderung weltweit und wird in absehbarer Zeit sinken. Kohle dagegen erlebt eine Renaissance – mit katastrophalen Folgen für Umwelt und Klima. Wenn wir weiter neue Kohlekraftwerke bauen, so Bardi, riskieren wir die Zukunft der Menschheit. Kohle sei nur rentabel, weil die sozialen und ökologischen Kosten nicht miteinberechnet sondern kommenden Generationen aufgebürdet werden. Trotz gezielter Desinformation und Unternehmensmacht sei Widerstand daher unabdingbar.

Mit steigenden Ölpreisen werden auch „unkonventionelle“ Öl- und Gasvorkommen für Investoren attraktiv: Teersande, Ölschiefer und Schiefergas, das mit Hilfe der umstrittenen „Fracking“-Technik gefördert wird. Die Erschließung dieser Quellen sei ein gewaltiger historischer Irrtum, so Bardi. Fracking etwa sei wegen der Freisetzung des Treibhausgases Methan wahrscheinlich klimaschädlicher als Kohle; außerdem werde – wie bereits in den USA geschehen – das Grundwasser ganzer Landstriche verseucht. Erneuerbare Energien könnten – wenn die Umweltkosten miteinberechnet werden – wesentlich günstiger und sauberer Energie liefern. Aber das System sei nicht darauf ausgerichtet solche Entscheidungen zu treffen, denn allein der kurzfristige, sofortige Profit gebe den Ausschlag darüber, wohin die Investitionen fließen. „So wird die halbe Erde zerstört.“

Die Kontrolle über Edelmetalle war einst zentral für antike und moderne Großreiche. Mit Gold- oder Silbermünzen wurden Soldaten bezahlt, die das Reich ausdehnen und neue Minen erobern konnten. Moderne Imperien wie das britische waren auf Kohle und Öl erbaut; mit der Erschöpfung der britischen Kohlevorräte ging auch das British Empire zu Ende. Auch unser gegenwärtiges Empire beruht auf fossilen Energien, so Bardi: Wer sie kontrolliert, beherrscht die Welt. Doch die Verknappung von Öl, Kohle und Erzen und der voranschreitende Klimawandel könnten bereits in einigen Jahrzehnten zu einem Zusammenbruch der gegenwärtigen Zivilisation führen. Eine unfreiwillige Rückkehr zur Agrarwirtschaft sei möglich. Allerdings sei der Zusammenbruch vermeidbar: Statt weiter Minen auszubeuten, könne man Abfälle klug wiederverwerten und den Ressourcenkreislauf schließen.